Integrative Hochwasser- und Rohstoffsicherung in Bayern
Nach dem verheerenden Hochwasser 2013 hat sich der Freistaat Bayern nochmals den Ausbau des Hochwasserschutzes ganz oben auf die Fahnen geschrieben. Technischer Hochwasserschutz durch Damm- und Polderbauten wechseln sich mit Festschreibung von Überflutungsflächen zum einseitigen Nutzen ab. Neben dem sehr vom deutschen Ingenieurdenken geprägten Ansatz des technischen Hochwasserschutzes sollte vielmehr ein integrativer Ansatz im Rahmen der Hochwasserschutzplanungen bevorzugt werden.
Rohstoffgewinnung und Hochwasserschutz
Die Nutzung von heimischen Rohstoffen trägt wesentlich zum Erhalt unserer Lebensqualität und zu deren Weiterentwicklung bei. Lagerstätten sind raum- und standortgebunden und nicht vermehrbar. Sie beanspruchen eine zeitweilige Nutzung einer bestimmten Fläche und Tiefe. Sie stehen damit nur scheinbar in Konkurrenz zu anderen standortgebundenen Gütern wie Wasser und Natur sowie zu anderen Nutzungen. Und genau hier setzen die Verbände in der künftigen Planung von Hochwasserschutzmaßnahmen an: Die Flusstäler „sind“ Rohstoffvorkommen; sie sind Lebensraum für Tier, Pflanze und Mensch und sie sind von Hochwässern beaufschlagte Flächen. Durch die Rohstoffgewinnung in den Flusstälern entstehen schon jetzt Retentionsräume. Nachgewiesenermaßen sind Rohstoffgewinnungsstätten Archen für in der Kulturlandschaft selten gewordene Tier- und Pflanzenarten. Durch die Koppelung der jeweiligen Belange in diesen Bereichen sind Synergien nahezu unvermeidbar!
Synergien nutzen
Das Beispiel des Projekts „Main-Laufverlängerung Unterbrunn“ zeigt, dass Rohstoffgewinnung und vorbeugender Hochwasserschutz durch den flächigen Geländeabtrag synergetisch einhergehen. Die gleichzeitige Wiedervernetzung von Fluss und Aue sowie die darin enthaltene Dynamik schaffen (wieder) wertvolle Lebensräume und neue natürliche Landschaftsstrukturen, die den Gewässerbaumaßnahmen im letzten Jahrhundert zum Opfer fielen. Eine Umsetzung der in der europäischen WRRL geforderten Strukturverbesserungsmaßnahmen an den bayerischen Flüssen geht damit einher.
Kooperation in Fluss bringen
Wesentlich für das Gelingen dieser synergetischen Projekte „Hochwasser/Natur/Rohstoff“ ist aus Sicht der Verbände die Kooperation der bayerischen Wasserwirtschaftsbehörden mit der Rohstoffwirtschaft und auch die Integration der örtlich Betroffenen. Die Verbände ermuntern den Bayerischen Staatsminister für Umwelt zur Überprüfung aller Hochwasserschutz- und Strukturverbesserungsprojekte in Bayern auf Überführung in solche Synergieprojekte. Die Verbände regen die offene Diskussion und Kooperation mit den örtlichen Rohstoffbetrieben an, die traditionell den „Draht“ zu den betroffenen Eigentümern pflegen. Für den Freistaat Bayern kann es durch die Synergieeffekte auch zu Kosteneinsparungen kommen.